Smart Islands-Initiative für nachhaltiges und ökologisches Leben auf den Inseln

Die Smart Islands Initiative wurde von den europäischen Inselbehörden und Gemeinden auf den Weg gebracht. Ihr Ziel ist es, das Leben auf den Inseln durch nachhaltige, integrierte Lösungen zu verbessern. Vor allem die touristisch gut erschlossenen Inseln profitieren stark vom Reiseboom. Andererseits müssen sie auch mit seine negativen Seiten zurechtkommen. Die Inseln könnten ein Vorbild für ganz Europa werden, um einen schnelleren Weg zu mehr Klimaschutz, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit zu finden.

Inseln gemeinsam für Nachhaltigkeit und gegen Klimawandel

Auf der ganzen Welt verstärken die Inseln ihre Maßnahmen zur Bekämpfung des Klimawandels. Sie sind als erstes die Leidtragenden, die die verheerenden Auswirkungen auf die lokalen Ökosysteme und den Lebensunterhalt zu spüren bekommen. Gleichzeitig bedeutet das Inseldasein auch die Abhängigkeit der Energie von fossilen Brennstoffen, hohe Transportkosten, eine begrenzte wirtschaftliche Diversifizierung und einen erschwerten Zugang zu den Märkten. All das zusammen bezeichnet man auch als Inselbehinderungen. Mittlerweile häufen sich jedoch die Beweise, dass den Inseln durch den Einsatz von Spitzentechnologien, verbesserten Regularien und ausgedehnteren finanziellen Spielräumen geholfen werden kann. Sie können sich den Herausforderungen stellen, mit denen sie konfrontiert werden und ihr weitgehend ungenutztes Potenzial für nachhaltige Entwicklung voll ausschöpfen.

Vor allem DAFNI, ein Netzwerk nachhaltiger griechischer Inseln, bemühte sich schon vor der Smart Islands Erklärung, die Zusammenarbeit der europäischen Inseln zu verbessern und die teilnehmende Inselfamilie zu vergrößern. Aktuell sind Inseln aus 16 europäischen Staaten daran beteiligt, natürlich auch aus Deutschland.

Ein neuer Ansatz

Die Infrastruktur auf Inseln soll in erster Linie dazu dienen, die vorhandenen Ressourcen zu verwalten. Die saisonale Nachfrage nach Dienstleistungen und Infrastruktur, beispielsweise in der Urlaubszeit, belastet jedoch sowohl die Ressourcen als auch die Infrastruktur häufig sehr stark.
Als Reaktion darauf fordert die Smart Islands Initiative einen soliden Lösungsansatz. Inspiration hat sie dabei vom Konzept der Smart Cities erhalten. Doch die Smart Island Initiative geht noch einen Schritt weiter: die Synergien sollen auch über Energie, Verkehr und IKT hinaus auf Wasser und Abfälle ausdehnt und die Kreislaufwirtschaft der Wirtschaft direkt verbessert werden. Dieser neue Ansatz legt nahe, dass sich Inseln durch den Einsatz intelligenter Lösungen und modernster Technologien in intelligente Gebiete verwandeln können, die den lokalen Gemeinschaften eine höhere Lebensqualität bieten, und gleichzeitig Europa zu einer nachhaltigen und integrativen Wirtschaft machen.

Das Inselleben als Testlabor

Die Smart Islands Initiative stellt Inseln als ideale Testumgebung dar. Pilotprojekte können beherbergt und Wissen über intelligentes und effizientes Ressourcen- und Infrastrukturmanagement kann vermitteln werden. Dieses Wissen kann dann sowohl in bergige, ländliche und auch geografisch isolierte Gebiete übertragen werden. Selbst Städte können von diesen Erkenntnissen profitieren. Zusätzlich zu den einzigartigen Ökosystemen, dem bedeutenden sozialen Kapital und dem unternehmerischen Denken können die Inseln lokale Entwicklungspfade einschlagen, die ökologische, soziale, wirtschaftliche und technologische Lösungen optimal kombinieren und andere Insel- und Festlandgebiete inspirieren.

Ein kollaborativer Prozess

Um das Potenzial der Inseln zu erschließen, ist es wichtig, dass die Rolle der Inselbehörden erkannt und gestärkt wird. Wenn das sichergestellt werden kann, werden sie in der Lage sein, die optimale Nutzung von Infrastrukturen und Ressourcen zu gewährleisten und die Grundlage für ein nachhaltiges Wachstum der Inseln zu schaffen. Darüber hinaus sollten die Inselbehörden sich um die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft, der Forschung und den Akteuren der Zivilgesellschaft bemühen, um eine Entwicklungsagenda zu schaffen, die ortsgebunden ist und den Inselgemeinschaften hilft, erfolgreich zu sein.

Smart Islands Erklärung

Bei der Smart Islands Erklärung handelt es sich um den Eckpfeiler der Smart Islands Initiative. Sie beschreibt die Herausforderungen, vor denen die Inseln stehen, sowie das Potenzial, das diese für ein kohlenstoffarmes, intelligentes, nachhaltiges und integratives Entwicklungsparadigma bieten.

Die Smart Islands Erklärung wurde erstmals beim 1. Smart Islands Forum in Athen im Juni 2016 von den Vertretern der europäischen Inseln verfasst.

In der Deklaration veröffentlichen die Inseln einen weitreichenden und ehrgeizigen Aufruf zum Handeln und verpflichten sich selbst zu 10 Schritten, um zu blühenden und aufstrebenden Gesellschaften zu werden.

Die 10 Handlungspunkte für eine intelligente, integrative und blühende Gesellschaft

1. Maßnahmen ergreifen, um den Klimawandel zu mildern und sich an ihn anzupassen.

2. Die Einführung intelligenter Technologien, um eine optimale Verwaltung und Nutzung der Ressourcen und Infrastrukturen sicherzustellen.

3. Entfernen von fossilen Brennstoffen, indem das erhebliche Potenzial an erneuerbaren Energien und Energieeffizienz genutzt wird.

4. Einführung einer nachhaltigen Inselmobilität, einschließlich Elektromobilität.

5. Verringerung der Wasserknappheit durch nicht konventionelles und intelligentes Wasserressourcen-Management.

6. Wechsel in eine Kreislaufwirtschaft, um schnellstmöglich zu den so genannten Zero-Waste-Territorien zu gehören.

7. Erhaltung des unverwechselbaren und natürlichen kulturellen Kapitals.

8. Diversifizierung der Volkswirtschaften durch Nutzung der Besonderheiten der Inseln. So können vor Ort neue und innovative Arbeitsplätze geschaffen werden.

9. Stärkung der sozialen Eingliederung, der Bildung und des Engagements der Bürger.

10. Förderung des Wandels hin zu einem alternativen, langjährigen, nachhaltigen und verantwortungsbewussten Tourismus.

Um diese Herausforderung zu meistern, konzentrieren sich die Inseln auf sieben Schlüsselbereiche und versuchen diese harmonisch in Einklang zu bringen. Die Schlüssebereiche spielen auch auf dem Weg zu einem ökologischen und nachhaltigen Tourismus eine große Rolle.

Sieben Schlüsselbereiche

Bei den sieben Schlüsselbereichen handelt es sich um Energie, Infrastruktur, Wasser, Müll, Führung, das digitale Wesen und die Wirtschaft.

Energie

Es wird verstärkt auf Solar-, Wind- und Wasserenergie gesetzt. Der CO2-Ausstoss soll verringert werden und neue Geschäftsmodelle sollen entstehen. Gleichzeitig soll auch die Energieeffizienz verbessert werden. Das betrifft sowohl den infrastrukturellen, als auch den privaten Bereich. Die Biomasse soll als alternativer erneuerbarer Brennstoff etabliert werden und Energiepflanzen sollen eine Alternative zu den regulären Kulturpflanzen darstellen. Besondere Förderung erfahren zunächst vor allem die kleinen Inseln. Erkenntnisse und Technologien können so nach und nach auf andere Inseln übertragen werden und auch in größeren Städten Fuß fassen.

Infrastruktur

Ziel ist es, die Infrastruktur zu optimieren und auch hier die erneuerbaren Energien einfließen zu lassen. Autoverleih oder Mitfahrgelegenheiten können das hohe Verkehrsaufkommen auf Inseln reduzieren. Auch eine Optimierung der Rad- und Fußwege kann ein nachhaltiges Wachstum fördern. Ein besonderes Augenmerk wird auf die Elektromobilität gelegt. Der Einsatz fossiler Brennstoffe wird so minimiert. Fähren unterstützen beim Insel-Hopping. Auch diese sollen elektrisch angetrieben werden, um sowohl Transportkosten zu sparen, als auch die Umwelt zu schonen.

Wasser

Die Regenwassernutzung wird verbessert und Projekte im Bereich der Wasserenergie werden realisiert. So kann es gelingen, die Wasserarmut zu bekämpfen und gleichzeitig etwas gegen den Klimawandel zu unternehmen. Besonders auf wasserfreien Inseln sollen Wasserentsalzungsanlagen installiert werden, die mit erneuerbarer Energie betrieben werden und energieeffizient sind. Auch die Bevölkerung wird in diesem Hinblick sensibilisiert. Die Bewirtschaftung der Binnenwasserressourcen wird gefördert und sorgt so dafür, dass die Qualität und Verfügbarkeit von Süßwasser gegeben und verbessert wird.

Müll

Recycling wird hervorgehoben und noch mehr in der Gesellschaft integriert. Die Kreislaufwirtschaft soll sich entfalten und die Inseln sollen nach und nach zu den Zero-Waste-Territorien gehören. Mit einem entsprechenden Müllmanagement wird nicht nur etwas Gutes für die Umwelt getan, sondern auch jede Menge neue Arbeitsplätze geschaffen. Die Einheimischen und auch die Touristen werden dabei unterstützt zu verstehen, was eine Gesellschaft ohne Müll so bedeutend macht.

Führung

Die Inselgesellschaften arbeiten eng mit der Europäischen Kommission zusammen. Auch die Zusammenarbeit mit Aufsichtsbehörden und Finanzinstitutionen soll dabei helfen, Projekte zu stärken und zu unterstützen, sowie die Umstellung auf saubere Energie zu beschleunigen.

Digitales Wesen

Die Inseln sollen mit neuesten Technologien ausgestattet werden, um mehr natürliche Ressourcen nutzen zu können und die Infrastruktur zu verbessern. Die Märkte und auch die Bürger sollen durch Technik neue und größere Möglichkeiten und Chancen erhalten und Start-Ups sollen sich etablieren. Die Bürger sollen alle die gleichen Chancen haben an Informationen zu gelangen.

Wirtschaft

Es werden innovative Formen der Kollektivfinanzierung wie Genossenschaften, Crowdfunding, Crowdlending und Public-Private-People-Partnerschaften gefördert. Wirtschaftliche Aktivitäten werden gesplittet, um die Schaffung nachhaltiger lokaler Arbeitsplätze zu fördern, den Bevölkerungsrückgang zu senken und Inseln zu Orten zu machen, an denen die Menschen gerne leben.
Es werden strategische Partnerschaften mit Marktakteuren eingegangen, um Inseln als blaue Labore zu fördern, in denen innovative Dienstleistungen, Produkte und Werkzeuge getestet und pilotiert werden, insbesondere in den Bereichen Biotechnologie, erneuerbare Energien, Küstentourismus und Meeresschutz.

Foto: ejaugsburg from Pixabay